Pastor oder Pfarrer? Leiter oder Elektriker? Archäologe oder Krankenpfleger? Oder alles auf einmal?

Frank Fechner

Die Unterscheidung zwischen Pastor und Pfarrer ist nebensächlich - beides trifft zu. Einrichtungsleiter steht auf seiner Visitenkarte. Hierzu gehören die Verwaltung und Organisation des Ulmenhofes, die Öffentlichkeitsarbeit und nicht zuletzt der pastorale Dienst mit Gottesdiensten, Andachten und Seelsorge.

Der gebürtige Luckauer erlernte den Beruf des Elektrikers. Als kleiner Junge wollte er Archäologe werden. Nach einigen Berufsjahren als Handwerker und einem Ausflug in die Krankenpflege entschied er sich zum Studium der Theologie. Dabei kam er seinem Kindheitstraum, der Archäologie, wieder nahe, im Studienfach christliche Archäologie.

„Die Not des Tages schreibt das Gesetz unseres Handelns“. So beantwortet Frank Fechner die Frage nach dem Motto oder Lieblingszitat. Die Verwaltung des Ulmenhofes ist in Haus 1 untergebracht, dem Friedrich Siegmund-Schultze-Haus. Siegmund-Schultze war der Gründer des Ulmenhofes und von ihm stammt das Zitat. Frank Fechner hat sich intensiv mit der Geschichte des Ulmenhofes befasst und erzählt bewundernd von diesem bemerkenswerten Menschen, der in den zwanziger Jahren eine aussichtsreiche Karriere in der Kirche aufgegeben hat und bedürftige Menschen in den Mietshauskasernen in Friedrichshain aufgesucht hat. Im Jahr 1920 begründete Siegmund-Schultze den Ulmenhof als Erholungsstätte für Not leidende Kinder aus Friedrichshain.

Der Ulmenhof ist ursprünglich als Krankenhaus erbaut worden und gehört seit 1956 zur Stephanus-Stiftung. Die namensgebenden Bäume sind in den fünfziger Jahren der Ulmenkrankheit zum Opfer gefallen. Der Name blieb, auch wenn das Gelände heute überwiegend von Kastanien geprägt ist. Nach wechselvoller Geschichte ist der Ulmenhof heute ein Seniorenzentrum, eine Wohnstätte für Menschen mit geistigen Behinderungen und eine Behindertenwerkstatt. Mehr als 280 Menschen finden hier Arbeit als Heilerziehungspfleger oder Altenpfleger, als Verwaltungskraft, Handwerker oder Küchenkraft sowie als Mitarbeiter in den Betriebsstätten der Werkstatt.

Das Zusammenleben der Wilhelmshagener und der Bewohner des Ulmenhofes im Ort ist gut. In fast dörflicher Umgebung kennt man sich - die Familien in ihren Häusern und die familienähnlichen Gemeinschaften im Wilhelmshagener Ulmenhof. Mit Spitznamen, die den Bewohnern des Ulmenhofs gelegentlich anhaften, kann sich Frank Fechner nicht so recht anfreunden. Dennoch ist er zufrieden, wie unbefangen und unkompliziert behinderte und nicht-behinderte Anwohner miteinander umgehen.

Der Ulmenhof ist gut vernetzt, bekannt und geschätzt. Speise- und Veranstaltungsräume stehen auch anderen zur Verfügung, sei es dem Bürgerverein, sei es die Tanzgruppe. Besonders eng ist die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde. Regelmäßig finden Gottesdienste im Ulmenhof statt. Höhepunkt jedes Jahres ist der Ulmenhoftag. Einer langen Tradition folgend findet er am ersten Septemberwochenende statt. Stephanus-Stiftung und ortsansässige Vereine und Initiativen präsentieren sich, Bewohner und Bürger aus den Ortsteilen feiern gemeinsam bei Kaffee und Kuchen und einem unterhaltsamen Bühnenprogramm, Kinder dürfen auf den Therapiepferden reiten und Kutsche fahren. Der Ulmenhoftag ist ein fester Termin im Rahnsdorfer Event-Kalender geworden.

Seine Freizeit verbringt Frank Fechner am liebsten mit seiner Familie, seiner Frau, zwei erwachsenen Töchtern und zwei schulpflichtigen Söhnen. Residenzpflicht – so heißt das – wird vom Leiter einer christlichen Einrichtung verlangt. Dies war früher die Wohnung im Siegmund-Schultze-Haus. Heute ist räumliche Nähe ausreichend. Familie Fechner wohnt in Rahnsdorf.

Gemeinsame Zeit verbringt die Familie am liebsten in den Sommerferien in Italien: „Dann kommen wir als Großfamilie. Es ist gar nicht so leicht, eine Unterkunft für uns alle zusammen zu finden.“

In seiner Freizeit geht Frank Fechner gerne joggen. Seine Lieblingsstrecke führt ihn regelmäßig an seinen Lieblingsort in Rahnsdorf, den Müggelsee. In der intensiven Trainingsphase vor dem Marathon läuft er am liebsten um den See herum, ziemlich genau die Strecke eines Halbmarathons. Ernst wird es dann fast jedes Jahr im Herbst, beim richtigen Berlin-Marathon. Dann steht seine Familie am Straßenrand und jubelt.

- kaz -