08.02.2010


Gedenkfeier für Clara Müller-Jahnke und Ingeborg Hunzinger

Wären sich Clara Müller-Jahnke und Ingeborg Hunzinger heute begegnet, sie hätten sich viel zu erzählen …

Die eine wäre Anfang Februar 150 Jahre alt geworden, die andere erst junge 95 Jahre alt. Beide lebten in Rahnsdorf, beide waren Künstlerinnen: die eine mit Worten, die andere mit ihren Händen.

Zwei Jahrestage, die vom Bürgerverein Wilhelmshagen-Rahnsdorf und dem SPD Ortsverein Rahnsdorf gemeinsam begangen wurden. Die evangelische Kirchengemeinde stellte den großen Raum im Gemeindehaus zur Verfügung – Clara Müller-Jahnke liegt auf dem Friedhof der Gemeinde begraben – und fast fünfzig interessierte Bürgerinnen und Bürger fanden sich am Nachmittag des 6. Februar 2010 ein, um zweier großartiger Frauen zu gedenken.

Renate Harant, Mitglied des Bürgervereins und  des Abgeordnetenhauses, moderierte und stellte die Gäste vor. Selbst die Bezirksbürgermeisterin Gabriele Schöttler, in Treptow zuhause, machte sich eigens auf den Weg nach Wilhelmshagen.

Als Fachkundiger zu Clara  Müller-Jahnke konnte der Literaturwissenschaftler Oliver Igel gewonnen werden. Auf humorvolle Art und Weise gelang es ihm, den besonderen Ortsbezug der politischen Dichterin herauszustellen. Nur noch wenige Jahre waren der schicksalsgeprüften gebürtigen Hinterpommerin Clara Müller in Wilhelmshagen gegönnt, bevor sie in ihren Vierzigern viel zu früh starb. Ihr Mann Oskar Jahnke schuf ein 10 Tonnen schweres Grabmal für seine geliebte Clara, welches sich heute noch am Rande des evangelischen Friedhofs in Rahnsdorf befindet.

Ingeborg Hunzinger starb erst im vergangenen Jahr. Ihr waren immerhin 94 Lebensjahre vergönnt. Die Kulturamtsleiterin Doris Tyrolph, die aus Leben und Werk der Bildhauerin berichtete, konnte über eine Zeitgenossin berichten, die ein großartiges Erbe hinterlassen hat. Sophia Siebert, eine junge engagierte Rahnsdorferin, las mit Erlaubnis aus den Erinnerungen der „Mittagsfrau“-Autorin Julia Franck, der Enkelin Ingeborg Hunzingers, die Eigenarten und auch Widersprüche im Leben der Künstlerin liebevoll und eindrucksvoll schildert. Die Architektin und  Weggefährtin Ingeborg Hunzingers, Frau Schwarzbach, freute sich, von gemeinsamen Unternehmungen und Gesprächen mit „Inge“ zu berichten und die Zuhörer hatten das Gefühl, als sei „Inge“ noch unter ihnen.

Die Veranstalter hatten Sorge, der Nachmittag könne zu „trocken“ geraten. Diese Sorge war unbegründet. Die Musikerinnen Ina Timreck (am Klavier) und ihre Tochter Marie Lerch (am Cello) sorgten für einen heiteren Rahmen und die Gastgeber schenkten in würdigem Andenken an die Künstlerinnen Sekt und Orangensaft aus.

Siehe auch Rubrik „Köpfe“ hier im Rahnsdorfer Schirm

Clara Müller-Jahnke (5.2.1860 bis 4.11.1905),
Der Freiheit zu eigen, Gedichte, hrsg. von Oliver Igel, Berlin, trafo verlag 2007

Ingeborg Hunzinger: 3.2.1915 bis 19.7.2009
Tagesspiegel vom 15.4.2008;
Nachrufe u.a. in zeit-online;
Pressemitteilung des Bezirksamtes vom 22.7.2009;
Wikipedia-Einträge gibt es zu beiden.


  Von: -kaz-