28.06.2015


Oase der Gegensätze

Thema: Strandbad Müggelsee

Das Wetter mit Wolken und böigem Wind hätte man nicht als sehr passend für einen Tag im Strandbad bezeichnen können. Aber das musste auch nicht passen. Denn zum Baden war ich nicht gekommen.

Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, in denen ich als Junge irgendwie zwischen Faszination und Mitleid hin und her gerissen die Massen an Sommergästen beobachtete, die sich per S-Bahn  "aus der Stadt" zu uns ergossen und dann jedes Wochenende eine kleine Prozession der Sonnenanbeter vollführten mit Badetaschen und Latschen an der Haltestelle vor dem Kino "Union". Es gab noch mehr Badeanstalten. Doch die meisten Besucher zog es, glücklicherweise, wie ich damals fand, nach Rahnsdorf.
Seit 2006 ist das "Strandbad Müggelsee" nun ohne Eintritt betretbar, was nicht heißt, dass es eine wilde Badestelle ohne Regeln ist.

Der Verein Agrarbörse e.V. und seine Mitarbeiter sorgen für Sauberkeit und Ordnung auf dem Gelände.

Ich bin nach einer knappen Stunde überrascht, wie relativ aufgeräumt und für den Ansturm von Badegästen bereit sich das Gelände präsentiert. Die Begrenzungsbänder des Volleyballfeldes liegen schurgerade ausgerichtet im Sand, der Strand ist gut begehbar und die Sauberkeit der (Herren)-Toiletten übertrifft so manches, was man zuweilen in gastronomischen Einrichtungen antrifft.
Meine Erwartung vorab war ziemlich stark von Befürchtungen hinsichtlich des Gesamtzustandes dominiert. Und ja, es gibt sichtbare Wunden und unschöne Folgen des jahrzehntelang hingenommenen Verfalls. Sich damit arrangieren zu müssen, heißt nicht, es schön reden oder als Dauerzustand hinnehmen zu wollen.
Trotzdem kann ich mich dem dezent morbiden Charme nicht entziehen. Ich pilgere über das Gelände, mache ein paar Fotos, spreche mit Menschen, die ich treffe und merke langsam, was es mit sich bringt, sein Herz an ein Kleinod dieser Art inmitten einer pulsierenden Weltstadt verloren zu haben. Dafür lohnt es sich zu kämpfen und zu arbeiten.
Wie ernsthaft sich die verantwortlichen Politiker mit den nun schon lange schwelenden Themen Gebäudenutzung, Öffentlichkeitswahrnehmung und Investionshemmnissen an sich auseinander setzen, kann ich im Einzelfall nicht beurteilen. Zumindest wird jetzt sichtbar an der Uferkante gearbeitet, der Bagger war im Einsatz.
Ich würde gern etwas mehr darüber erfahren. Und ich glaube, Sie liebe Friedrichshagener, Rahnsdorfer und Gäste von überall auch.
Deshalb werden wir da dran bleiben.


  Von: -stm- Stefan Mensah