Ursula Höft
ist eine kleine, zierliche, scheinbar alterslose Person, die überlegt spricht und dabei so viel Interessantes zu erzählen hat, dass es weh tut, das Gespräch irgendwann abbrechen zu müssen.

Ursula Höft und das Nachbarschaftszentrum sind untrennbar miteinander verbunden. Daran ändert auch der neue Name nichts. KiezKlub heißen jetzt alle Seniorenfreizeiteinrichtungen im Bezirk. Dieser Name soll ein neues Programm spiegeln: das Generationen übergreifende Angebot der Einrichtungen. Unnötig in Hessenwinkel, denn das ist hier Alltag. Über vierzig Gruppen unterschiedlichen Alters treffen sich hier. Das Nachbarschaftszentrum ist die Einrichtung im Bezirk, die die meisten Besucher aus dem größten Einzugsgebiet anzieht. Das wahrlich nicht gerade kleine Haus platzt schon aus allen Nähten. All das ist nicht zuletzt Ursula Höft zu verdanken. Sie hat sich von Anfang an dafür eingesetzt, dass das Haus allen Menschen zu allen Zeiten offen steht. Die Gruppe der Ehrenamtlichen, Fundament für die erfolgreiche Geschichte des Nachbarschaftszentrums, hat sie gebildet und geleitet.

Ursula Höft ist gebürtige Ostpreußin, von dort nach Mecklenburg geflohen, wo sie ihren Mann kennen lernte. 1951 zogen sie nach Berlin, wo sie drei Kinder großzogen. Sie wurde Lehrerin an der Schule in Rahnsdorf, die damals alle Kinder im Ort bis zum Schulabschluss in der zehnten Klasse besuchten. Der außerunterrichtliche Bereich wurde ihre Domäne, Musik ihr Hauptfach und ihre Leidenschaft.

Nach dem Tod ihres Mannes und der ungewissen Situation des inzwischen zurückübertragenen Hauses, in dem sie lebte, zog sie um. Von Hessenwinkel nach Rahnsdorf, denn nur die Gegend zwischen Müggelsee und Dämeritzsee kam für sie in Frage. Anfangs fußläufig, liegen seit dem Umzug einige Busstationen zwischen ihrer Wohnung und ihrem zweiten Zuhause, dem Nachbarschaftszentrum.

Fritzens Plattenschrank, die Lesestunde und der Frauenchor Hessenwinkeler Spätlese gehen auf Ursula Höfts Initiative zurück. Musik und Literatur und beides am liebsten in Gesellschaft. Ina Meißner, die Leiterin des nunmehr „Rahnsdorfer KiezKlubs“, ergänzt, dass es Ursula Höft besonders bei Auftritten der späten Damen immer wieder gelinge, das Publikum mit einzubeziehen. Wozu ist schließlich ein Kanon da? 158 Lieder umfasst das Repertoire des Frauenchores. Alles bekannte deutsche und internationale Volkslieder. Musik, die Erinnerungen wachruft und zum Mitsummen und Mitsingen einlädt. Der Chor trifft sich einmal in der Woche. Auch in den Ferien, betont Ursula Höft. Nachdem die Damen der Hessenwinkeler Spätlese einen anstrengenden Auftritt am Wochenende hatten, stellte Ursula Höft ihren Sängerinnen frei, den nächsten Übungstermin ausfallen zu lassen. Kommt gar nicht in Frage, so die Antwort der Unermüdlichen.

Ein wenig abseits gelegen, ist das große Haus mit dem neuen Namen dennoch gut vernetzt. Man treffe den Freundeskreis Waldkapelle und Musik interessierte Ulmenhofbewohner, so Ursula Höft. Musik verbindet.

Die Frage nach IHREM Lieblingslied oder IHREM Lieblingsgedicht, beantwortet Ursula Höft mit Hinweis auf den Chor und die Lesestunde. Es gebe so viele schöne Lieder und Gedichte, die sie gemeinsam singen oder lesen würden: „Wir“ statt „Ich“. „Für sich selbst ist sie bescheiden und zurückhaltend“, so heißt es in der Begründung für die Verleihung der bezirklichen Bürgermedaille im Jahr 2004. Wie sympathisch und wie wahr!

Karin Zehrer, Mai 2010

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