Karin Salender

Karin Salender

Karin Salender gehört zu  jenen Menschen, die sich kaum unerkannt in Rahnsdorf bewegen können. Außer früh morgens, wenn sie vor der Schule im Wald joggen geht. Dann erkennen sie nur die Wildschweine. Schulleiterin in dem Ort zu sein, in dem sie selbst wohnt, sieht sie positiv. Natürlich wird sie häufig gegrüßt und grüßt auch immer freundlich zurück. Das kann schon mal ein Gruß zu viel sein, wenn sie ein vermeintlich bekanntes Gesicht grüßt, das ausnahmsweise doch nicht zu den Eltern ihrer Kinder gehört. Dafür entfällt schon mal ein Name, im Gespräch beim Bäcker oder im Blumenladen. Außerhalb der Schule wird sie selten auf schulische Belange angesprochen und wenn doch, dann entschuldigen sich die Gesprächspartner gleich. Sie wird erkannt, gegrüßt und angesprochen, aber beobachtet oder gar kontrolliert fühlt sie sich nicht:  „Ich muss nicht zum Einkaufen nach Friedrichshagen gehen“.

Gut vierhundert Schülerinnen und Schüler besuchen die Grundschule an den Püttbergen, die einzige Grundschule im Ort. Wenn man bedenkt, dass alle sechs Jahre die Schülerschaft komplett wechselt, kommt man schnell in den vierstelligen Bereich der Menschen, mit denen eine Schulleiterin in Kontakt kommt. Und damit nicht genug: Eltern und Großeltern wenden sich gern an die Schule ihrer Kindheit, wenn sie das Schulmuseum besuchen oder ein Klassentreffen veranstalten und die Räumlichkeiten wiedersehen möchten. „Ohne unseren Hausmeister wäre das gar nicht möglich“, lobt Karin Salender. Er nimmt sich gern Zeit, den Ehemaligen die Schule zu zeigen. Überhaupt sei er unverzichtbar, wie auch ihr Lehrer- und Erzieherkollegium und vor allem die Konrektorin der Schule, denen sie großes Engagement und viel Freude an der Arbeit bescheinigt.

Ist ihr Beruf eine Berufung? Ja, so Karin Salender voller Überzeugung, auch wenn ihr Weg dahin über Umwege lief. Zunächst waren ihr vor allem die Studienorte wichtig: Berlin und später Leipzig. Englisch war ihr wichtig, die Pädagogik kam nebenbei. Gearbeitet hat sie schließlich zuerst in Magdeburg, dann in Hellersdorf. Dort musste die Grundschule schließen, da die Menschen wegzogen. Und Karin Salender, die gebürtige Hirschgartenerin, die in Friedrichshagen zur Schule ging, bewarb sich in Rahnsdorf und zog hier her.

Ihr eigener Schulweg damals war recht weit; Geld für Bus oder Straßenbahn gab es nicht. Das war mitunter sehr anstrengend, auf die Witterung konnte keine Rücksicht genommen werden. Trotzdem möchte sie diese Zeit nicht missen: die Bewegung war ein wichtiger Ausgleich und das Miteinander der Kinder übte früh das Sozialverhalten. Dieser Bestandteil des kindlichen Alltags fehlt heutzutage, wenn Eltern durchaus wohlmeinend ihr Kind bis vor die Schule fahren und zur Klassentür begleiten.

Karin Salender studierte die Fächer Englisch und Deutsch. Schon seit vielen Jahren unterrichtet sie aus schulorganisatorischen Gründen nur den Bereich Englisch.  Für die Fächerwahl macht sie ihre eigene Englischlehrerin verantwortlich: „eine sehr distinguierte Person, die nicht alle gemocht haben, aber ich fand sie toll!“ Was ist an den Schulen heute besser, was hätte sie sich für ihre eigene Grundschulzeit gewünscht? „Ich bin gern zur Schule gegangen, auch wenn es Lehrer und Eltern nicht immer leicht mit mir hatten“. Aber der Mathematikunterricht ist heute so viel besser und lebendiger. Auch eine Wissenschaft, die sich der Eindeutigkeit und Logik rühmt, hat kreatives Potential. „Wenn man Strategien und  Lösungswege nicht zu eng fasst, kann trotzdem das richtige Ergebnis rauskommen. Aber man hat das Interesse und die Freude der Kinder unterwegs nicht verloren.“

„Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man dran zieht“. Dieses afrikanische Sprichwort ist Karin Salenders Lieblingszitat. Es passt auf viele Menschen und Lebenslagen. Vor allem passt es zur Grundschule, die ein Stück Heimat für unsere jungen Menschen ist.

-kaz- Dezember 2010

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