Claudia Scheufele ist die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Rahnsdorf. Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist sie bekannt, unabhängig von Kirchenzugehörigkeit oder Konfession. Man begegnet ihr beim Bäcker, im Blumenladen, in der Apotheke, beim Walken zum Müggelsee und natürlich: in der Taborkirche.

Die Gemeinde hat drei Gotteshäuser, in jedem Ortsteil eins. Dazu das Wichernheim, das den Kindergarten beherbergt und das Gemeindehaus in Wilhelmshagen. Die Taborkirche genießt ihre besondere Aufmerksamkeit und das hat nicht nur mit dem Jubiläum im Jahr 2011 zu tun, wenn die Taborkirche 100 Jahre alt wird. Tabor heißt der Berg, auf dem Jesus seinen Jüngern als Sohn Gottes erschienen ist und Ihnen der Himmel offen stand.

Mit Bergen hat sie es, die leidenschaftliche Wanderin Claudia Scheufele. Die Alpen sind ihr liebstes Wandergebirge. Gebirge, das ist wichtig, denn am liebsten bewegt sie sich auf 2000 bis 3000 Metern Höhe. Gipfelerlebnisse sucht und findet sie dort. Warum die Gemeinde der Kirche damals den Namen eines Berges gab, will sie noch erforschen. Waren es die nahen Püttberge, die den Rahnsdorfern nahelegten, ihre Kirche nach dem Berg Tabor zu benennen? Das Altarbild in der Taborkirche legt diesen Schluss nahe.

Eine Pfarrerin nach ihrem Lieblingszitat zu fragen, ist müßig. Sie weist auf die dicke Bibel: da stehe so unglaublich viel Gutes drin, z.B die Geschichte vom Tabor oder das Bekenntnis zu Gott aus den Psalmen: "du stellst meine Füße auf weiten Raum". Auch ein Zitat von Goethe  liegt ihr am Herzen: „Wenn sie klein sind gib' ihnen Wurzeln und wenn sie größer werden, verleihe ihnen Flügel“. Es ist dieses Bild von den Wurzeln und den Flügeln, das sie als Mutter zweier Söhne und Oma von vier Enkeln immer wieder aufs Neue beschäftigt. Beide Söhne waren lange im Ausland unterwegs, sind aber inzwischen wieder in der Nähe, im Prenzlauer Berg, dort wo auch ihr Mann Pfarrer ist. Wieder ein Berg.

Claudia Scheufele hat zunächst als Krankenschwester gearbeitet, in der Inneren Onkologie. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, was vor der Wende nicht so einfach möglich war. Sie ist, ebenso wie ihr Mann, in der DDR aufgewachsen, obwohl der Name schwäbische Wurzeln nahelegt. Ihren Beruf hat sie geliebt, dabei aber gleichzeitig die oft fehlende oder mangelhafte Begleitung schwer kranker Menschen erlebt. So entstand ihr Wunsch, sich dieser Begleitung, der Seelsorge, zu widmen.

Ihr Vikariat absolvierte sie in der Wendezeit im Prenzlauer Berg; ein besonderes Kapitel in ihrem Leben. Sie fand sich schnell in der Gruppe derer wieder, die sich um Benachteiligte kümmerte, sei es auf Grund ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft. Diese Heterogenität, die noch heute den Prenzlauer Berg prägt, fehlt ihr hier manchmal.

Seelsorge bedeutet für Claudia Scheufele mehr, als einem Kranken die Hand zu halten. Zuhören und Da sein. „Da sein“, kann auch anderswo sein. Das wissen alle, die mit ihr reisen: Familien, Konfirmanden, Senioren. Gemeindemitglieder begleiten sie auf ihre Rüstzeiten und kehren jeweils erschöpft, aber froh und wahrhaft gut für den Alltag gerüstet wieder heim. Das stärkt den Zusammenhalt der Gemeinde, so Claudia Scheufele, und sowohl die Anzahl wie auch das Engagement der Gemeindemitglieder geben ihr Recht.

- kaz -

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